02 November 2006

Worum es geht

Die nicht zur Lehre verpflichteten Lehrbeauftragten des Instituts für Philosophie der Philipps-Universität Marburg lassen im Wintersemester 2006/2007 aus Protest ihre Veranstaltungen ausfallen. Der Anlass war die Nichtbesetzung einer schon zugesagten Vertretungsstelle, was für zwei langjährige Angehörige der Universität den kurzfristigen Entzug ihres Lebensunterhalts bedeutete. Für die Marburger Philosophie wurde mit dem Protest deutlich, dass der Lehrbetrieb auf ehrenamtliche oder durch Lehraufträge (symbolisch) vergütete Mitarbeit angewiesen ist.
Doch ist die Lage in Marburg nur Ausdruck einer bundesweiten Misere. Auf der einen Seite steht die Reform der Universität z.B. in Gestalt neuer Studiengänge, auf der anderen Seite drohen aber ständige Mittelkürzungen, die unter anderem auf dem Rücken des sogenannten Mittelbaus ausgetragen werden. Die Exzellenz-Initiative findet - wie auch immer ihr Nutzen für die Wissenschaft zu bewerten ist - schließlich vor dem Hintergrund allerorts fehlender Mittel für die Universitäten statt. So fehlen allein in der Marburger Philosophie zweieinhalb Mitarbeiterstellen. Die steigende Arbeitsbelastung wird natürlich auf die verbliebenen Mitarbeiter zurück, unter der die eigentliche wissenschaftliche Arbeit leidet.
Der "wissenschaftliche Nachwuchs" muss sich nicht nur auf ein Berufsleben in prekären Arbeitsverhältnissen einrichten, sondern auch in einer Institution, die bei allem Reformwahn kaum Perspektiven bietet, wie sich eine wissenschaftliche Karriere zukünftig gestalten soll.
Wir fragen uns, welche Funktion der Mittelbau in der Universität hat.
Dieser Blog soll zum einen über die Marburger Situation informieren, aber auch ein Ort sein, in dem über Rolle und Zukunft einer wissenschaftlichen Karriere diskutiert werden soll.